The Fisherman

Text : Davide Maniscalco
Photographer : Michael Waser, Audiovisual Producer

Das Meer in der Nacht macht uns ganz klein.
Es verwandelt uns in eine grosse Welle
und wir Fischer, wir folgen dem Mond.
Er flüstert uns zu: Triff deine Wahl!
Das Meer ist ein grosser Mund.
Es verschlingt und spuckt aus
Geschichten:
Der Wind bringt uns das Salz der Geschichten.

Alles herum ist still, alles ist langsam, zu langsam.
Ich werde alles möglich arbeiten in Italia oder in Europa,
in Deutschland, auch für ganz wenig Geld.
Ich werde überall arbeiten, mir egal wo.
Ich werde Flüchtling, illegal, sans papiers ,
ich werde verurteilt,
aber ich gebe nicht auf, ich bleibe in Europa.
Und jetzt hören wir dem warten zu
Ich habe mein ganzes Geld gegeben, um bis hier her zu kommen,
wer mich hierhergeführt hat, hatte Waffen und wenig Worte.

Europa ist wie ein Paradies, aber ich habe keine Ahnung wie ein Paradies aussieht.
Und wir, wir sind die Verlassenen und wir leben unruhig auf diesem Meer.
Und unsere Zungen sind trocken und salzig,
unsere Sprache ausgelöscht.

Von hier aus sieht das Land wie ein Punkt aus,
wie ein lügnerischer verschwindender Punkt
manchmal weine ich vor lauter Zweifel und fühle mich selber clandestino
und das Land ist wie eine Mutter, die auf einen Anruf oder auf eine Postkarte
von ihren Kindern wartet…

In der Zwischenzeit vergesse ich meine Träume
Die Möwen nehmen sie mit, jeden frischen Morgen
Ich hatte mir gesagt: Ich verkaufe alles, das Boot wird mein Haus, das Meer meine Piazza
aber all diese Leute
die hierher kommen, um zu sterben
genau auf meiner Piazza
sterben
genau vor meinem Haus
und trotz allem: Ich mache jeden Tag meine Haustüre auf
e vaffanculo Grenzen und Gesetze!
Und wenn jemand noch lebt:
Das ist ein Fest!